„Virenschleudern“: Diskussion um Jenaer Maskenpflicht

Nachdem die Stadt Jena die Einführung der Maskenpflicht nach Vorbild Österreichs bekannt gegeben hat, ist eine Diskussion um den Nutzen der Verordnung entbrannt.

Kritiker führen an, es gebe keine Garantie dafür, dass eine gesunde Person durch das Tragen einer Maske geschützt wird. Die WHO warnt sogar, dass die Mund- und Nasenschutz-Masken ihren Tragenden ein falsches Sicherheitsgefühl verleihen können. Das könne dazu veranlassen, andere Maßnahmen, wie z. B. das Händewaschen oder Abstandhalten, zu vernachlässigen.

Bundeskanzlerin Merkel bezeichnete nach Informationen der Zeitung die Welt selbstgenähte Mundschutze als „Virenschleudern“, so Merkel wörtlich.

Der Jenaer Linken Bundestagsabgeordnete Lenkert sagte mit Blick auf die fehlende Verfügbarkeit der Masken: „Die Verfügung ist damit angeordneter Hausarrest – ohne Mundschutz fehlt die Möglichkeit zum Arzt zu kommen oder gar Lebensmittel zu kaufen, und nicht alle haben private Hilfe in der Nähe.“

Öffentliche Kritik kommt auch aus Reihen der CDU. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff betonte, der Staat könne eine Maskenpflicht nur anordnen, wenn es die entsprechenden Ressourcen gebe. Dies sei derzeit nicht der Fall, so Haseloff.

Auch am medizinischen Nutzen der Verordnung werden Zweifel laut. Wirksame und für die Medizin geeignete Masken sollen nicht eingesetzt werden, um die Knappheit der Schutzausrüstung nicht zu verstärken. Welchen Nutzen allerdings ungeprüfte Masken haben, hängt stark von der Qualität der eingesetzten Materialien und ihrer Verarbeitung ab.

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, bezeichnete gegenüber dem Handelsblatt die Maßnahme als „reine Symbolpolitik“.

Vielerorts herrscht derzeit noch Unklarheit, welche Kleidungsstücke überhaupt als Ersatz für Mund-Nasen-Schutze eingesetzt werden können. Zwar erlaubt die Stadt Jena auch den Einsatz von Schals beispielsweise. Jedoch müssten sie aus dichtgewebter Baumwolle bestehen und bei 90 Grad waschbar sein.

Damit der Mundschutz seinen Zweck erfüllt muss er regelmäßig gewechselt werden. Zum Beispiel, wenn er beginnt durch Atemluft feucht aufzuliegen.

Jena ist die erste Stadt in Deutschland, die eine Maskenpflicht einführt. Auch der thüringische Landkreis Nordhausen hat die Einführung einer solchen Pflicht angekündigt. Darüber hinaus lehnen Länder und Kommunen diese Maßnahme derzeit mehrheitlich ab.