Kritiker_innen finden, zu wenig habe sich bisher getan. 2021, zehn Jahre nach Auffliegen der Terrororganisation, soll die Geschichte des Nationalsozialistischen Untergrundes in Jena endlich aufgearbeitet werden.
Wer in Jena noch nie etwas vom NSU gehört hat muss seinen Kopf schon sehr tief im Sand stecken haben. Spätestens als Beate Zschäpe, die einzige Überlebende der Terrorgruppe, vor Gericht kam, wusste wohl jeder in Deutschland, was mit NSU gemeint ist. Der Nationalsozialistische Untergrund war eine terroristische Vereinigung, die 1998 von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe in Jena gegründet wurde. Neben Sprengstoffanschlägen und Raubüberfällen haben sie mindestens zehn Menschen wegen ihres Migrationshintergrundes willkürlich ermordet.
2011 nahmen sich Mundlos und Böhnhardt das Leben. Beate Zschäpe wurde festgenommen. 2018 endete dann der langwierige Gerichtsprozess um den NSU. Zschäpe wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Alle drei Haupttäter sind in Jena geboren und aufgewachsen. Dennoch wurde seitens der Stadt seit 2011 wenig zur Aufarbeitung der Geschichte getan. Das wurde vielerorts kritisiert. Denn bisher hatten sich fast ausschließlich die Jenaer JuSos mit der Organisation von Gedenkveranstaltungen beschäftigt.
2020, neun Jahre nach Auffliegen der Terrorzelle, möchte die Stadt dies ändern. Ein momentan namenloser Platz in Winzerla soll nach dem ersten NSU-Opfer in Enver-Simsek-Platz benannt werden. 2021 soll dann als Gedenkjahr für alle Opfer des NSU gelten. Dafür ist eine Konferenz geplant, bei der Soziolog_innen, Historiker_innen und Politikwissenschaftler_innen sich der Geschichte des Nationalsozialistischen Untergrundes, speziell mit Blick auf seine Entstehung in den 90er Jahren widmen. Die zentrale Aufgabe dabei sei es, die Vorgänge zu verstehen und eine Wiederholung zu verhindern, so Oberbürgermeister Nitzsche. Bei dieser Aufgabe soll außerdem die Vergabe des Botho-Graef-Preises und des Jakob-Michael-Reinhold-Lenz-Preises Unterstützung leisten.