Werbung umgibt uns jeden Tag. Videos vor dem eigentlichen YouTube-Video – Werbepausen im Fernsehen – Seitenbacher-Spots im Radio – und dann sind da noch die Werbe-Slogans, auf Plakaten und in Schaufenstern. Mit diesen Werbesprüchen, von denen sich manche durch ständige Wiederholung tief in unser Gedächtnis eingegraben haben, beschäftigt sich die Weimarer Künstlerin Anke Stiller schon seit mehreren Jahren.
Stiller sammelt diese Werbesprüche und druckt sie auf weiße Seiten. Ohne die schillernden Farben und schönen Bilder zeigt sich, wie nichts sagend, wie manipulierend und wie fordernd die Werbesprüche sind.
Die Künstlerin interessiert sich für Worte, die unsere Aufmerksamkeit einfangen sollen. In ihrer Reihe „Moving Words – Headlines“ hat sie die Titelseiten der Bild-Zeitung ihrer bunten Titelbilder beraubt und nur die Schlagzeilen in weißer Schrift auf rotem Hintergrund zurückgelassen. Zurück bleibt Tratsch über Promis, stumpfe Fragen und viele, viele Ausrufezeichen.
Mit Werbeslogans arbeitet Stiller schon seit 2010. Damals eröffnete sie die Ausstellung „Europaplatz – High Noon“ mit einer Rede, die aus Werbeslogans zusammengesetzt war.
Die Werbetrommel wurde in den letzten 10 Jahren ordentlich gerührt und so endete die Flut an neuem Material nicht – und wird es vielleicht auch nie. Mittlerweile hat Stiller über 600 Werbesprüche gesammelt.
Ihre Sammlung las Stiller in Stundenlangen Sitzung als Performance in Galerien und Kunsthäusern vor. Jetzt sind Museen und Galerien noch geschlossen und die Stadt selbst wurde zur Galerie gemacht. Eine Auswahl von 30 Werbesprüchen hängt für die nächsten Tage in der Jenaer Innenstadt. Die Slogans wurden sozusagen wieder in ihren natürlichen Lebensraum entlassen. Wer eines der weißen Plakate mit der simplen schwarzen Schrift sieht, kann selbst erleben, wie sich ein Werbespruch ohne Kontext und bunte Farben auf das Gemüt auswirkt.